Die Lange Reihe gilt als St. Georgs heimliche Hauptstraße, die in bunter Folge von Kneipen, Restaurants, schillernden Schaufenstern alter und neuer Läden gesäumt ist. Sie ist eine der ältesten und damit auch schmalsten Straßen Hamburgs. Wie die meisten „Reihen“ des 17. Jahrhunderts war sie damals nur an einer Seite bebaut. Auf der Nordseite der „Langenreege“ (zur Alster hin) standen dort schon 1682 etliche Häuser mit Gärten. Erst 120 Jahre später, ab 1802, wurden Gebäude auf der gegenüberliegende Seite errichtet. Die „Sonntagsschule“ wurde 1826 durch die steigende Bevölkerungsdichte zur Langen Reihe verlegt. Diese Schulen wurden übrigens nach dem Unterrichtstag benannt, da die Kinder wochentags arbeiten mussten. Nach dem Großen Brand 1842 wuchs St. Georg kontinuierlich durch ausgesiedelte Innenstadtbewohner. Das katholische Marienkrankenhaus wurde 1864 an der Langen Reihe in einem Privathaus (etwa Höhe der heutigen Haus-Nr. 84) eingerichtet, aber infolge des erforderlichen Platzbedarfs 1882 in die Alfredstraße nach Hohenfelde verlegt. Die alten Weideflächen des Borgesch und die Tiermastställe und Schnapsbrennereien verschwanden und machten einer beengten Großstadtbebauung Platz. Die in den 1920-er Jahren elektrischen Straßenbahnen der Linien 6 und 9, die die Pferdedroschken ablösten, fuhren noch bis Mitte der 1960-er Jahre schrill quietschend durch die Lange Reihe. Durch die Enge dieser Hauptstraße blieb aber auch die beabsichtigte Busbeschleunigung der letzten Jahre wenig erfolgreich.

Wolfgang Ketelsen